Regattataktik

Einführung in die Regattataktik auf dem Rhein von Dr. Gerd Müller-van-Ißem


Ich habe versucht, in kurzer Form die Erfahrungen meines Vaters Fritz Müller, dem Rheinregattasegler mit Gefühl und Emotion und meines Bruders Detlef, mit dem ich im Pirat, Drachen und H-Boot viele Schlachten geschlagen habe, und natürlich auch meine eigenen Erfahrungen wiederzugeben. Verzichten möchte ich auf alle Ausführungen zum Taktikkonzept Boot gegen Boot, obwohl auch dies im Verbund mit dem Kreuzen von Schifffahrt und Wenden an Kribbenköpfen viele interessante Aspekte enthält. Beschränken möchte ich mich auf einige Grundvoraussetzungen:

 

1. Der Wind

2. Der kurze Weg - die Sehne

3. Der Strom

 

Als Vorbemerkung vielleicht noch der Hinweis, dass wir mit unseren immer schneller und besser gewordenen Schiffen heute natürlich viel besser reagieren können als die Rheinsegler (und damit mein Vater) vor uns, die bei weitem nicht die Möglichkeiten hatten, über das Material Ihre Boote jeweils optimal umzutrimmen auf Höhe, Fahrt, Geschwindigkeit, wie wir das heute können. Bei Ihnen war der Blick zur Natur, d.h. zum Wind und zum Strom, noch entscheidender als bei uns heute, wo die Schiffsgeschwindigkeit viele Schwächen in dieser Hinsicht oftmals überdeckt. So erinnere ich mich noch ganz genau, wie die Ausrüstung des Piraten mit dem Spinnaker unsere gesegelten Idealwege, insbesondere auf unserer Hausstrecke zwischen Hitdorf und Düsseldorf, dramatisch veränderte, da unsere Schiffe vor Wind schneller wurden und wir weniger den langen Weg im schnellsten Strom, sondern immer stärker den kürzesten Weg suchten. Ausgestaltet mit dem Wissen meines Vaters aus vielen gemeinsamen Schleppfahrten von Düsseldorf nach Hitdorf wurde uns der optimale Weg, bestimmt durch Landmarken wie Kirchtürme, Strommasten oder Industriebauten, erklärt. Dieser optimale Weg ist sicherlich einwichtiger Erfahrungsschatz auf unseren Strecken von Koblenz bis Emmerich, er muss jedoch laufend optimiert werden, denn welches Optimum bleibt?

 

Doch zurück zu meinen wichtigen Ansätzen:

 

Der Wind

Der Wind als unser Antriebsmittel muss immer wieder gesucht werden. Das können nicht nur Rheinsegler, sondern auch die Segler, die uns besuchen, wie etwa die guten Plätze des österreichischen H-Boot-Seglers Frauscher oder auch viele auswärtige Starsegler auf dem Rhein gezeigt haben. Wir Rheinsegler sollten jedoch auch immer daran denken und aufmerksam beobachten, wo der Wind bei uns auf dem Rhein liegt. Hier ist bedauerlicherweise festzustellen, dass sowohl durch die immer größer werdenden Baumbestände als auch teilweise durch die Bebauung am Rheinufer die Windzufuhr auf dem Rhein immer schlechter wird. So ist z.B. der Wald gegenüber Hitdorf oder der Baumbewuchs im Monheimer Rheinbogen unterhalb Piwip eine erhebliche Verschlechterung unser Segelvoraussetzungen. Es gilt also weiterhin bei den verschiedenen Windrichtungen die Lagen mit den stärksten Windflächen zu suchen, Hilfsmerkmale sind, wie bei allen anderen Segelrevieren auch, Flaggen am Ufer, Rauchsignale und auch die Flaggen der fahrenden Schiffe. Der kurze Weg - die Sehne Den Grundsatz habe ich in meiner Skizze dargestellt, es gilt also auch im Rhein jeweils den kürzesten Weg zu fahren, langsamere Schiffe müssen von diesem kürzesten Weg etwas abweichen, indem sie den Weg in den Strom suchen, also etwas länger segeln in der Distanz, aber durch den stärkeren Strom über Grund schneller voran kommen. Schiffe mit Tiefgang müssen auch aufpassen, beim zu nahen Unterlandgehen etwa auf den Platthälsen keine "Schürfrechte" zu erwerben, wie dies insbesondere die Schärenkreuzerklasse heute noch auszeichnet.

 

Der Strom

Zum Kapitel Strom bleibt festzuhalten, dass hier die Insiderinformation auch nicht mehr ganz so wichtig ist, da wie gesagt die Schiffe schneller wurden und der Strom auch immer stärker kanalisiert wird, also ein relativ schmales Strombett mit ziemlich identischer Stromgeschwindigkeit (kanalähnlich) immer mehr vorherrscht. Ausnahmen, wie das Benrather Loch oder das Volmerswerther Kirchenloch, sind Stellen, an denen der Strom mit guter Geschwindigkeit deutlich schmaler wird, aus diesen Löchern muss man sich fernhalten! Der Strom als Fläche mit ausreichendem Tiefgang ist natürlich wiederum dadurch beeinträchtigt, dass er auch von der Schifffahrt intensiv benutzt wird. Bei der Schifffahrt wiederum muss man die Aspekte Schraubenwasser und Wellenschlag aufmerksam beobachten und auch nutzen, d.h. beim Schraubenwasser im Grundsatz das Schraubenwasser der Bergfahrt nutzen, oft auch zum Wenden mit Extraschub und das Schraubenwasser der Talfahrt meiden. Bei beiden Schifffahrtsrichtungen muss man den Wellenschlag am Bug und am Heck aufmerksam beobachten und evtl. auch jeweils anfahren bzw. zum Wenden nutzen. Und beim Strom sollte als letzter Hinweis nicht vergessen werden: Segeln bei Flaute im Strom ist auf dem Rhein möglich, die alten Rheinsegler nennen diese Kunst "stiwweln". Dabei geht es darum, die Stromgeschwindigkeit in Fahrt und damit dann auch in Wind umzusetzen und mit der eigenen Fahrtgeschwindigkeit zu segeln. Wichtiger Trick: Die Fock nie zu dicht, um den Kopf nicht aus dem Wind wegzubringen, sondern mit vollem Druck auf das Großsegel das Schiff im Wind zu lassen. Ganz tückisch ist leichter Talwind in Stromrichtung, dann werden oft heute unsere regatten gar nicht gestartet, wir müssen zu Tal schleppen oder motoren und können dann vielleicht aufmerksam uns neue Landmarken suchen, die nicht nur zur Müllerschen Familientradition und zum Familienerbe gehören müssen. Und bei solchen Fahrten zu Tal als auch bei Regatten ist im übrigen aufmerksam die Schifffahrt zu beobachten, wo wird sie Ihren Kurs verlegen, wo macht sie ihre Übergänge, d.h. Fahrwasserwechsel, das alles ist an der blauen Tafel (drinnen oder draußen) gut zu erkennen. Ab Ruhrort gibt es ja leider inzwischen aus dieser Sicht das Rechtsfahrgebot, wieder eine Einschränkung für die hier allen interessierten Rheinseglern aufgemachte Trickkiste. Viel Spaß beim Regattasegeln auf dem Rhein, das Rheinsegeln ist eine Kunst, die uns hoffentlich noch lange erhalten bleibt.

 

 

Rheinwoche 2017

von Rolf Weber manchmal GER 1002 oder 1346 oder 1465 oder 1476 oder 683

 

Ich wurde gebeten über die Rheinwoche zu schreiben, da ich diese Regatta oft schon mitgesegelt bin und 2001 – 2004 der Wettfahrtleiter dieser Großveranstaltung war.

Die Rheinwoche:

über diese Regatta ist schon viel geschrieben und berichtet worden, im Fernsehen mehr als im Rundfunk, klar es gibt ja tolle Bilder, mit den Tönen ist es da etwas schwerer. Seit 1922 gibt diese Regatta, die immer verschiedene Streckenabschnitte des Rheins nutzt. Entstanden aus dem Grund, das Pfingsten der höchste Feiertag der Schiffer ist und deshalb früher kein Schiffsverkehr stattfand, konnte man ungestört regattieren. Heute leider nicht mehr, es sind trotzdem 130 Boote 2015 mitgesegelt. Auf der Homepage www.rheinwoche.org gibt es viele Berichte, über die Geschichte, die Taktik oder den vielen Erlebnissen dieser Traditionsveranstaltung und viele, viele Bilder (viele von Waltraud Degenhardt, die seit Jahren diese Regatta zu Ihrem Hobby gemacht hat). Also die DYAS-Klasse hat sich entschieden, diesen Regattaklassiker wieder mit einem Ranglistenfaktor von 1,2 zu belegen. Diese Regatta ist es auch wert, 1,3-1,4 würde dieser Veranstaltung besser zustehen. Diesmal hoffentlich eine normale Rheinwoche, denn 2011 meets the Rheinwoche the mosel, weil der Rhein kein Wasser hatte, und es wurde beim Yacht-Club Rhein-Mosel in Koblenz auf dem Stausee gesegelt. Am Samstagmorgen (03.06.17) gehts los, von Koblenz nach Brohl, dort gibt es eine Mittagspause auf der MS EUREKA und am Nachmittag weiter nach Oberwinter zum Yacht Club Mittelrhein. Sonntags via Mondorf nach Köln Porz zum "Club der Wassersportfreunde". Am Montag zum Zielhafen Hitdorf.

 

Der Strom

Viele haben Angst vor dem Strom! Dem ist nicht so, wenn man im Strom segelt ist er sogar von Vorteil. Weshalb, die Stromgeschwindigkeit entspricht etwa einer Windstärke und bei Windrichtungen von ca. 220 - 60 Grad wird diese Windgeschwindigkeit zum Wahren Wind addiert! Alle Schiffe haben denselben Strom, deshalb fällt er gar nicht auf, außer bei Annäherung an Brücken und Hindernissen. Deshalb folgender Tipp "Steuermann schaut nach vorne, der Vorschoter schaut nach hinten", denn es gibt natürlich auch Berufsschiffe, die selbstverständlich immer Vorfahrt haben. An der Hafeneinfahrt gibt es dann genug Sicherungsboote, die einen dann in den Hafen schleppen, wenn es nötig sein sollte.

 

Was sollte man noch wissen

 

1. Nach dem Kranen den Wagen mit dem Anhänger zum Zielhafen bringen und mit dem Shuttle zurückkommen.

 

2. Übernachten sollte man jeweils am Tagesziel (Hotelliste auf der Homepage), das Gepäck wird auf dem Begleitschiff "MS Eureka" mitgenommen. Wohnmobilbesitzer sollten sich überlegen im Hotel zu schlafen, denn jeden Tag das Wohnmobil mit dem Shuttlebus zu holen, kostet jeweils zwei Stunden Zeit, die im Freundeskreis bestimmt schöner verbracht werden kann.

 

3. Verpflegung: Es gibt auf dem Begleitschiff "MS Eureka" Frühstück und Mittagessen, das mit der Meldung bestellt wird. Abends gibt es Essen al carte oder man besucht die Umgebung.

 

4. Begleitfahrt:

Das Begleitschiff "MS Eureka" nimmt Besucher auf den einzeln Etappen mit. Ein Unkostenbeitrag von 15 € beinhaltet auch den Rücktransport zum Tagesetappenstart.

 

5. Ausrüstung: Für die Dyas Boote ist den Klassenvorschriften entsprechenden Gegenstände wie Anker, Schleppleine und auch Fender mitzunehmen. Diese Regatta ist natürlich ein Abenteuer. Ich selbst habe vieles Erlebt, gutes und schlechtes, Sonne (Sonnencreme nicht vergessen) und Regen, Sturm und Flaute (dann wird geschleppt). Was begeistert, sind die vielen anderen Segler mit denen man dieses Abenteuer genießt, da man hier wirklich mit vielen verschiedenen Bootsklassen zusammen und gegeneinander segelt.

 

6. Blaues Band Ich habe es mit der DYAS mal auf Platz 3 geschafft, habe mir deshalb mal eine Soling geliehen und kam dann nur auf Platz 8 (lag an mir, das Schiff wird ganz anders gesegelt). Es gibt jeden Abend eine Preisverteilung für die Tagespreise und am Montag die Gesamtpreisverteilung.

 

Kleine Tipps: Wenn der Rhein mit 5 KM fließt, bedeutet das 5000 Meter in der Stunde, also in der Minute 83 Meter, bei 6 KM 100 Meter in der Minute. Zum Starten kann man also fünf Minuten vor dem Startsignal ruhig noch 500 Meter vor der Startlinie sein. Info der Rhein hat wie bei der Autobahn eine Kilometrierung, z.B. in Koblenz bei 591 steht eine große weiße Tafel mit der Kilometerzahl, zwischen den Kilometersteinen(tafeln) ist bei 500 Meter ein schwarzes Kreuz auf weißem Grund und dazwischen alle 100 Meter ein weißer Balken mit einer kleinen schwarzen Zahl für die Hundertmeter. Die Moselmündung ist bei 592,4 und der Start z.B. bei 594, das bedeutet, 1,6 Kilometer bis zur Startlinie = ca. 15 Minuten treiben. Da es einen sehr lauten Zeitschuss 30 Minuten vor dem ersten Start gibt, kann man in Ruhe warten, bis man die Reihe kommt. Bei Fragen Mail an info@rolf-weber.de dort unter www.rolf-weber.de findet Ihr auch viele Segelbilder.

 

Euer Rolf